2024-04-17
Bereits im Herbst letzten Jahres hatte ich mich mit großer Begeisterung für die Meditations- & Schweigewoche, die Meister Milenko abhält, eingeschrieben. Ich meditiere zwar regelmäßig und fleißig, aber halt nur 20 – 30 Minuten am Tag. Die Entscheidung, eine ganze Woche nur zu meditieren und dabei ohne Kommunikation nach außen zu sein, ist mir recht leicht gefallen, damals im Herbst.
Als dann aber der Tag näher rückte, wurde ich doch etwas unruhig. Die Weihnachtsfeiertage waren gemütlich gewesen. Der Wellnessurlaub davor so schön entspannend und ich rundherum ausgeruht. Und jetzt ins Kloster? Nichts reden und den ganzen Tag meditieren? Nein, danke! Ich fand meine tolle Idee nun gar nicht mehr so toll. Aber was soll’s. Ich hatte bereits alles ausgemacht und war entschlossen, es trotzdem durchzuziehen, wenn auch zu Beginn ein wenig widerwillig.
Eingestellt hatte ich mich auch auf eine Krise, am besten mal vom Schlimmsten ausgehen dachte ich mir. Aber Krise ist keine gekommen. Dafür sehr viele besondere Erfahrungen, tiefe Einsichten und neue Freunde.
Die Tage im Kloster waren lang. Um 6:30 Uhr begann unser Tag mit einer Stunde Yoga, Rentner-Yoga, wie unser 70jähriger Meister meinte. Mein Muskelkater nach dem ersten Tag sagte etwas anderes.
Danach schnell unter die Dusche und weiter zum stillen Frühstück. Die Regeln waren klar: Nicht miteinander sprechen, auch nicht non-verbal, also keinen Augenkontakt oder andere Kommunikation. Das Schweigen an sich fand ich wunderbar und ich merkte auch, wie viel Energie man durch das Reden und Zuhören braucht. Das sparte ich mir alles. Und es ging mir auch gar nicht recht ab. Nur der fehlende Blickkontakt tat mir die ersten Tage ein bisschen weh. Ich saß mitten unter den Leuten und war doch ganz alleine, kein aufmunternder Blick, kein Lächeln, nichts.
Am Vormittag gab es drei Stunden Meditation, dasselbe nochmals am Nachmittag. In dieser Zeit praktizierten wir abwechselnd Sitz- und Gehmeditation. Noch nie bin ich 1,5 Stunden „durchgesessen“. Ich hätte mir auch nicht gedacht, dass es so leicht geht. Da es meine erste Medi-Woche war, hatte man mich zwischen zwei sehr erfahrene Meditierenden platziert und ich schwöre, diese beiden Männer waren wie zwei ruhige Felsen für meine innere Brandung. Wenn man mit 20 anderen Menschen in einem Raum sitzt, dann trägt einem zum großen Teil auch die Gruppe. Wie genau das funktioniert kann ich nicht erklären, ich habe es halt so wahrgenommen. Und der Unterschied, wenn ich zuhause alleine meditiere, ist gewaltig. Da werde ich oft nach 15 Minuten schon unruhig, fange an herumzurutschen oder mir tut der Rücken weh. In dieser Woche waren natürlich auch Unannehmlichkeiten und kleine Ablenkungen da, aber ich habe sie ausgesessen und mich selber damit überrascht.
Dafür war die Gehmeditation für mich eine Herausforderung. Ich hatte angenommen, dass es ein langsames, bedächtiges im Kreis gehen sein würde. Natürlich hatte ich auch keine Hallenturnschuhe mit. Wieso auch?
Nun ja, es stellte sich heraus, dass wir bei der Gehmeditation (die zwischen 15 und 90 Minuten am Stück dauerte) teilweise ein ganz schönes Tempo draufhatten. Natürlich immer im Gleichschritt. Manchmal musste ich beinahe rennen um das schnelle Tempo halten zu können. Das rhythmische Stampfen der Füße auf dem alten Holzboden im Festsaal des Klosters, der für diese Woche unser Meditationsraum war, ließ mich aber dann irgendwann wieder meine Blasen auf den Füßen vergessen. Man kann sagen, ich war sehr präsent bei den Gehmeditationen. Meine schmerzenden Füße haben mir da sozusagen einen Gefallen getan. Wir sind dabei jeden Tag zwischen 10 und 15 km gegangen. Im Kreis. Immer und immer wieder. Dann wieder hinsetzen und weiter meditieren. Immer mit der Frage „Wer bin ich?“. Am Schluss der Woche mussten wir dem Meister dazu Rede & Antwort stehen. Denn bei dieser Woche handelte es sich um eine Einsichtsmeditation und wir sollten durch die Beschäftigung mit uns selbst und mit dieser Frage intuitive Einsichten über uns selbst bekommen. Einsichten und Antworten, die nicht rational zu beantworten sind. Wir waren sozusagen auf der Suche nach unserer ganz individuellen Essenz.
Einsichten habe ich auch bekommen. Sogar einige sehr tiefe. Und Schöne. Trotzdem schwer erklärbar. Das ist das Besondere daran. Man kann noch so viel darüber erzählen und weitergeben, aber die Einsichten sind für jeden anders. Und man muss Zeit und Energie investieren, um diese zu bekommen. Deshalb ist dies auch der Punkt, an dem ich mich ein bisschen geheimnisvoll in Schweigen hülle. Ich kann nur sagen, es hat sich so sehr gelohnt.
Und wisst ihr was zum Abschluss das Schönste war. Fremde Menschen, deren Namen und Lebensgeschichten man nicht kannte, mit denen man aber eine ganze Woche schweigend verbrachte, wurden zu Freunden, teilweise zu innigen Bekannten. Als wir am vorletzten Tag wieder reden durften sind wir uns gegenseitig in die Arme gefallen. Und obwohl die meisten für mich ein paar Tage vorher noch Fremde waren, wurden sie durch die gemeinsame Zeit Vertraute. Man kannte sich irgendwie, auf eine ganz tiefe Weise, ohne Worte.
Schweigen bringt nicht nur tiefe Erkenntnisse, sondern es verbindet auch sehr stark. Wer hätte das gedacht.
Admin - 13:45:47 @ Inspirierend, Mindset, Intuition | Kommentar hinzufügen
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